Schwertschwingende Schildkröten und crazy Kung-Fu-Kämpfer – Kampfkunst im amerikanischen Comic

von Marek Firlej

Comics – ein Medium, in denen maskierte Helden mutierte Schurken verprügeln? Obwohl Comics in Wirklichkeit weitaus differenziertere Geschichten erzählen können (und es auch tun), ist nicht von der Hand zu weisen, dass Superheldencomics noch immer einen großen Anteil an der Comicproduktion stellen. Das wird nicht zuletzt auf den immensen weltweiten Erfolg der Helden von Marvel und DC im Kino zurückzuführen sein.

Zentrales Element ihrer Geschichten, ob auf der Leinwand oder im Heft, ist der Einsatz physischer Gewalt als Konfliktlösungsstrategie.

Wir wollen uns an dieser Stelle anschauen, welche Rolle Kampfkünste als Teil dieser Strategie in US-amerikanischen Comics spielen und gespielt haben. Wir betrachten dabei ein paar der großen Gestalten wie Batman und lernen auch ein paar Kampfkünstler aus vergessenen Tagen kennen, die (hierzulande) weniger bekannt sind.

Ohne Superkräfte ist Superman nur noch Man

Superhelden und Superschurken kämpfen sich in den meisten Fällen durch ihre Abenteuer. Dieser Kampf kann ganz unterschiedlich aussehen. Manche setzen Technologien ein, von gewöhnlichen Schusswaffen bis hin zu futuristischen Tötungsmaschinen.

Andere setzen auf ihre übernatürlichen Stärken: So ist Flash schnell wie ein Blitz, Superman kann (unter anderem) fliegen und Laser aus seinen Augen schießen und Hulk vermag mit seinen Fäusten einen ganzen Planeten zu spalten. Mit solchen Hilfsmitteln oder Fähigkeiten ausgestattet erübrigt es sich oft, mit Mühe und Geduld noch eine Kampfkunst zu erlernen.

Superman vs. Muhammad Ali, All New Collectors’ Edition #C-56 (1978), DC 1978 Series, CC BY-SA-4.0.

Das belegt ein recht kurioser Comic: In einem Einzelheft wird Superman seiner Superkräfte beraubt, um dann in einem sportlichen Wettkampf den besten Kämpfer der Erde zu ermitteln. Ohne Superkräfte ist Superman nur noch Man und unterliegt im Ring dem somit offiziell stärksten Kämpfer der Erde – Muhammad Ali. Ja, richtig, der Boxer Muhammad Ali, den wir aus der echten Welt kennen, hat Superman besiegt (nachzulesen in „All-New Collectors’ Edition #C-56 Vol. 7  – Superman vs. Muhammad Ali“ von 1978, bei DC Comics erschienen, 2010 als Deluxe Edition wiederveröffentlicht, auf Deutsch als „Superman Sonderausgabe #3 – Superman gegen Muhammad Ali“)

Eine Übersicht, keine umfassende Darstellung

Es gibt aber auch, wie wir sehen werden, Figuren im Comicuniversum, die ihre Superkräfte mit exzellentem Können im Kampf kombinieren. Dann wiederum gibt es auch welche, die ihre Überlegenheit ausschließlich ihrem Training oder Talent in einer oder mehreren Kampfkünsten verdanken.

Wir behandeln hier vor allem Figuren, bei denen explizit oder zumindest offensichtlich eine Kampfkunst eine wichtige Rolle spielt. Wenn Wolverine seine Gegner nicht nur mit seinen Krallen außer Gefecht setzt, sondern auch mit Box-Schlagkombinationen oder Ringtechniken, dann ist das für uns hier nicht so relevant.

Und überhaupt: Nicht nur aufgrund dieser schwammigen Abgrenzung, sondern auch einfach wegen der schieren Zahl an Comics mit Bezug zu Kampfkünsten kann dieser Artikel keine umfassende Darstellung sein. Wir sehen hier eine Auswahl relevanter und kurioser US-amerikanischer Comics. Ergänzungen sind in den Kommentaren gerne gesehen!

Shang-Chi, Kind der Bruceploitation

Shang-Chi #1 (November 2020) Marvel, 2020 Series, CC BY-SA-4.0.

Im September 2021 kam der 25. Film des Marvel Cinematic Universe in die Kinos: „Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings“. Die titelgebende Hauptfigur ist ein Held, den bislang vermutlich einige Marvel-Fans als Nebenfigur gekannt haben könnten. Dabei betrat Shang-Chi das Marvel-Parkett schon in den 1970er Jahren.

Die Popularität Shang-Chis in seiner Anfangszeit erklärt sich durch den sogenannten „Kung Fu Craze“ in den USA bzw. der „Bruceploitation“, also einem Hype nach Kung Fu und anderen fernöstlichen Kampfsportarten und Medienprodukten, die Bruce Lee und seine Filme kopierten.

Im Dezember 1973, also nur wenige Monate, nachdem der Bruce-Lee-Film „Der Mann mit der Todeskralle“ („Enter the Dragon“) zu einem wahnsinnigen Kinoerfolg wurde, erschien der Comicband „Special Marvel Edition #15“, in welchem Shang-Chi seinen ersten Auftritt hatte. Bereits mit Ausgabe 17 hieß die Reihe dann „The Hands of Shang-Chi: Master of Kung Fu”.

Die Figur des (originalen) Shang-Chi ist entsprechend auch angelegt als eine Mischung aus Bruce Lee und James Bond. Zusammen mit einem Geheimdienst kämpft der Held gegen das Böse – nämlich gegen die Untergrundorganisation seines Vaters.

Dabei bedient er sich unterschiedlicher Kampfkünste, kämpft mal mit und mal ohne Waffen (z. B. Nunchaku, Schwert oder Stab). Übernatürliche Kräfte hat er keine, doch seine Fähigkeiten sind herausragend; der Titel eines 1997er-Comics lautet ganz unbescheiden „Shang-Chi: Earth’s Mightiest Martial Artist”. Zwischenzeitlich hat Shang-Chi auch Spider-Man im Zweikampf unterrichtet.

Nachdem der Kung Fu Craze in den USA abgeflaut ist, wurde es auch stiller um den von Jim Starlin and Steve Englehart erfundenen Shang-Chi. 1983 erschien die letzte Ausgabe von „The Hands of Shang Chi“.

Seit 2007 taucht die Figur immer wieder auf, auch als Hauptfigur eigener Reihen und Einzelausgaben. Aktuell ist Shang-Chi, wie im Film von 2021, tiefer in einer mystischen chinesischen Martial-Arts-Lore angesiedelt, die auch mit fantastischen Elementen nicht spart.

Iron Fist: Kung Fu mit Drachenkräften

Iron Fist #1 – Trial of the Seven Masters, Marvel 2017 Series, CC BY-SA-4.0.

Ebenfalls ein Kind des Kung-Fu-Hypes der 1970er Jahre ist Iron Fist. Bevor er eine eigene Serie bekam, kämpfte Iron Fist alias Danny Rand an Shang-Chis Seite in der Anthologie-Reihe „The Deadly Hands of Kung Fu“.

Danny Rand verlor seine Eltern bei einem Trip im Himalaya, wurde in der mystischen Stadt K’un-L’un aufgenommen und aufgezogen und besiegte schließlich den Drachen Shou-Lao. Dadurch erhielt er die Fähigkeit der Iron Fist. Dabei kanalisiert er sein Chi in seine Faust, die daraufhin eine magische, sichtbare Aura umgibt. Dann hat er seine Kraft vervielfacht und ist teilweise unempfindlich gegen Schmerz und Schaden.

Als Iron Fist hat Danny Rand dann ein Alter Ego, komplett mit Superheldendress mit Maske und Emblem auf der Brust, und geht damit, anders als Shang-Chi, eindeutig in eine typische Superheldenrichtung. Iron Fist war auch zeitweise Mitglied der Superheldengruppe The Avengers.

Erfunden wurde Iron Fist von Gil Kane and Roy Thomas; aktuell laufen unterschiedliche Serien mit dem Helden, u. a. von Alyssa Wong sowie von Ed Brubaker, Matt Fraction und David Aja.

Richard Dragon, DCs Drachenfaust

Richard Dragon, Kung-Fu Fighter #10 (1976), DC 1975 Series, CC BY-SA-4.0.

Die Rivalität zwischen den beiden großen amerikanischen Comic-Verlagshäusern Marvel und DC hat eine lange Geschichte, und so ist es geradezu zwangsläufig, dass DC in den 1970ern auch ein Stück vom Kung-Fu-Kuchen haben wollte. Von 1975 bis 1977 erschien dort die Comicreihe „Richard Dragon, Kung Fu Fighter“, die es nach Unterbrechungen auch heute noch bzw. wieder gibt. Der Autor Dennis O’Neil veröffentlichte 1974 unter dem Pseudonym Jim Dennis den Roman „Kung Fu Master, Richard Dragon: Dragon’s Fists“, dessen Hauptfigur er anschließend im genannten Comic weiterverwendete.

Der Comic handelt von Richard Drakunovski, einem jugendlichen Dieb, der einen Jade-Buddha aus einem Dojo stehlen will, dabei aber erwischt wird. Nach einer Abreibung von einem Schüler des Dojos erkennt aber der dortige Meister eine Gabe in Richard, woraufhin er ihn aufnimmt und in Kung Fu ausbildet. In einer Neuauflage der Serie heißt Richard Dragon ursprünglich Ricardo Diaz, Jr. und hat eine andere Hintergrundgeschichte.

Richard Dragon verfügt über keine Superkräfte, ist aber ein Top-Athlet und -Kämpfer. Neben Kung Fu beherrscht er nach Angaben in den Comics ebenfalls Karate, Aikido, Jiu-Jitsu, Muay Thai, Pencak Silat und Escrima auf meisterlichem Niveau.

Sein Drachenklauen-Talisman scheint ihm manchmal besondere Kräfte zu verleihen, aber eher hilft er Richard Dragon, sich zu konzentrieren.

Meditation und Philosophie gehören ebenfalls zu Richard Dragons Stärken, mit denen er auch Wonder Woman zur Seite stand. Damit trägt er der spirituellen Ebene Rechnung, die oft – mal mehr, mal weniger klischeehaft – mit ostasiatischen Kampfkünsten in Verbindung gebracht wird.

Die tödlichste Kämpferin im DC-Universum: Lady Shiva

Richard Dragon, Kung-Fu Fighter #5 (1976), DC 1975 Series, CC BY-SA-4.0.

Aus dem Umfeld Richard Dragons stammt auch die Assassinin Lady Shiva, die als eine der gefährlichsten Kämpferinnen im DC-Universum gilt. Barbara Gordon, die Tochter von Police Commissioner Gordon aus Gotham City, sagt über Lady Shiva: „Her hobby is hunting down the best fighters in the world and beating them to death with her bare hands.” („Ihr Hobby ist es, die besten Kämpfer der Welt zu jagen und sie mit ihren bloßen Händen zu Tode zu prügeln.“)

Lady Shiva (mit bürgerlichem Namen Sandra Wu-San) hat einen eigenen Kampfstil entwickelt, der sich unter anderem aus Judo, Kung-Fu, Capoeira und Karate speist und auch Dim-Mak-Techniken, die den Gegner mit nur einer Berührung außer Gefecht setzen sollen, enthält. Lady Shiva erscheint als Schurkin in vielen Comics und anderen Medien; eine eigene Serie hat sie aber nicht erhalten.

Seine Waffen sind Technik, Angst und seine Fäuste: Batman

Batman #19 Panini Deutschland, 2007 Series, CC BY-SA-4.0.

Und wo wir schon in Gotham waren: Man kann nicht über DC-Comics sprechen, ohne Batman zu erwähnen. Batman alias Bruce Wayne (ebenfalls von Bruce O’Neil erfunden) bedient sich im Kampf gegen die Unterwelt von Gotham City unterschiedlicher Techniken und Strategien. Dazu gehört futuristische Technologie (etwa das Fluggefährt Batplane oder das Bat-Anti-Haifisch-Spray), artistische Fähigkeiten, die es ihm erlauben, seine Umgebung im Kampf oder im Anschleichen auszunutzen, das psychologische Mittel der Angst und eben auch der effektive Einsatz diverser Kampfkünste.

Nach dem Tod seiner Eltern hat Bruce Wayne an dessen Grab geschworen, er werde seine Heimatstadt vom Verbrechen befreien. Dazu ist er als junger Mann um die Welt gereist, um von den Besten zu lernen – den klügsten Köpfen und besten Kämpfern. Mitunter wird Batman als „Meister aller Kampfkünste“ bezeichnet. Zu den explizit genannten Kampfstilen, die Batman beherrscht, zählen Aikido, Jujutsu, Karate, Kung Fu und Taekwondo. Übrigens: In der Comic-Verfilmung „Batman Begins“ von Christopher Nolan, in der Christian Bale Batman verkörpert, wird Bruce Waynes Ausbildung zum Ninja bei seinem Meister Ra’s al Ghul dargestellt. Die Kampfkunst, die hier filmisch gezeigt wird, ist jedoch nicht Ninjutsu, sondern die Keysi Fighting Method.

Action oder Authentizität?

An dieser Stelle darf man sich natürlich fragen, auf welche Weise sich diese vielen Kampfstile im Comic widerspiegeln. Pauschal lässt sich das nicht benennen. Comics haben sich in den letzten Jahrzehnten wesentlich verändert und weiterentwickelt, sowohl in erzählerischer als auch in grafischer Hinsicht. Dennoch bleibt es für ein Medium, das mit Bildern und Text arbeitet, schwer, Aktionen im Kampf präzise abzubilden.

Selbstverständlich ist es möglich, in einer Serie von Bildern die einzelnen Handgriffe, z. B. eines Judo-Wurfs, präzise abzubilden. Jedoch ist der Platz in einem Comicheft begrenzt und die Panels (die einzelnen Bilder eines Comics) wollen entweder die Handlung vorantreiben oder zielen auf Action und den Effekt. Das heißt, wenn Kampfhandlungen dargestellt werden, dann so, dass sie spektakulär aussehen oder die Auswirkung des Angriffs sichtbar wird. Gegner fliegen durch die Luft, liegen verletzt am Boden, Blut fließt, grafische Knalleffekte unterstreichen die Treffer.

Ob sich die Zeichner auch der Eigenheiten einzelner Kampfkünste bewusst waren, sei dahingestellt. Es liegt aber nahe, anzunehmen, dass die Autoren Batman und Co. so viele Kampfkünste beherrschen lassen, damit ihre Überlegenheit im Kampf glaubwürdig klingt, und weniger, damit die Zeichner sich an einem bestimmten Stil orientieren können.

Wenn der Superheld mehrere Stile beherrscht, dient dies auch als »Entschuldigung“ dafür, wenn die Darstellung seiner Kämpfe nicht stil-sicher ist. Dann kämpft er eben einen Martial-Arts-Mix mit eigener Note.

Black Cat: Judo-Lektion von der Leder-Dame aus der Nachkriegszeit

Black Cat #9, 1948, Harvey 1946 Series, CC BY-SA-4.0.

Eine bemerkenswerte Ausnahme bildet hierbei Black Cat, Heldin der gleichnamigen Comicreihe, die von 1946 bis 1958 – dem sogenannten Goldenen Zeitalter der Comics – bei Harvey Comics in den USA erschien. Auf den Titelbildern der Hefte ist sie ausgesprochen oft dabei zu sehen, wie sie auf akrobatische Art und Weise irgendwelchen Schurken ins Gesicht tritt oder sie anderweitig außer Gefecht setzt.

Linda Turner, so Black Cats bürgerlicher Name, ist Tochter eines Westernschauspielers und selbst Stuntfrau, was ihre akrobatischen Fähigkeiten erklärt und warum sie hervorragend mit dem Lasso umgehen und Fahrzeuge steuern kann. Außerdem hat sie laut Angaben den Schwarzen Gürtel in Judo.

Es ist dann diese Fähigkeit, die zu einem didaktischen Feature in den Comics wurde. Ab Ausgabe 7 bis Ausgabe 1948 enthalten die Comichefte die Rubrik „Black Cat Shows You How To Do Judo Tricks“ („Black Cat zeigt Dir, wie man einfache Judo-Tricks ausführt“; später auch ohne „simple“), in denen die Heldin kleinschrittig Selbstverteidigungstechniken erklärt, mit denen man sich gegen Schiebermützen tragende Ganoven und stühleschwingende Schurkinnen wehren kann.

Obwohl – oder gerade weil? – sie dabei einen knappen Lederdress trägt, ist ein Selbstverteidigungskurs mit Judo-Techniken von einer Frau, die Männer verprügelt, aus den 40er Jahren erstaunlich fortschrittlich und emanzipiert und hat hoffentlich damals schon nicht nur Jungen angesprochen.

Pizza, Panzer und paar aufn Deckel: Die Hero Turtles

Teenage Mutant Hero Turtles #1, Condor, 1991 Series, CC BY-SA-4.0.

Zum Abschluss möchte ich noch eine Heldengruppe nennen, die in Deutschland weniger mit Comics als vielmehr mit Zeichentrickserien in Verbindung gebracht wird, die aber a) eine große popkulturelle Bedeutung besitzt und b) mir persönlich am Herzen liegt.

Es ist ebenfalls eine deutsche Besonderheit, dass diese Helden im amerikanischen Original „Ninjas“ genannt werden, hierzulande aber „Heroes“. Die Rede ist natürlich von den „Teenage Mutant Ninja/Hero Turtles“, einer Gruppe von vier mutierten Schildkröten (der Literaturwissenschaftler nennt sie „anthropomorph“, also menschengestaltlich), die in der New Yorker Kanalisation leben und, wenn sie nicht gerade Pizza mampfen, die Pläne des bösen Foot-Clans vereiteln.

Ihr Ziehvater und Sensei, als geistiger und kampfkünstlerischer Lehrer, ist Meister Splinter, eine ebenfalls anthropomorphe Ratte, die ehemals ein Mensch, ein Kampfkunstlehrer aus Japan, war. Schuld an seiner Rattengestalt ist Shredder, der Anführer des Foot-Clans.

Hatten wir bisher in den Marvel- und DC-Comics überwiegend Verknüpfungen zum Kung-Fu, zu Bruce Lee und nach China, führt die Geschichte der „Turtles“ also nach Japan. Auch dies ist dem Zeitgeist geschuldet, löste doch den „Kung Fu Craze“ der 1970er Jahre eine Ninja- und Karate-Manie in den 1980er Jahren ab. Filme wie „Karate Kid“ (1984; drei Fortsetzungen ’86, ’89 und ’94) und „Karate Tiger“ (1986) waren Erfolge und zogen etliche B-Movie-Adaptionen nach sich (z. B. „American Ninja“ von 1985 mit Michael Dudikoff).

Auf dieser Welle reitend und als Parodie auf den Marvel-Comic „Daredevil“, in dem der Hand-Clan auftritt, gedacht, erschien 1984 der erste Band der „Teenage Mutant Ninja Turtles“ von Kevin Eastman und Peter Laird und wurde prompt zum Bombenerfolg.

Hamato Yoshi alias Splinter unterrichtet seine gepanzerten Schützlinge in der Kunst des Ninjutsu, der Kampfkunst der Ninja. Ninjutsu umfasst neben Kampfkunst auch Spionagetechniken wie Infiltration sowie Taktiken unkonventioneller Kriegsführung, insbesondere Tarnen und Täuschen. In der Popkultur wurden die Ninjas teilweise zu unsichtbaren Assassinen verklärt.

Bei den Turtles erinnern die Soldatenroboter des Foot-Clans äußerlich an Ninjas, agieren allerdings meist alles andere als im Verborgenen. Vielmehr werden sie durch ihr massenhaftes Auftreten zum „Kanonenfutter“ der Schildkrötenkrieger. Kanonenfutter ist allerdings das falsche Wort, denn die Turtles benutzen keine Schusswaffen, sondern japanisches Kampfgerät. Ihre Waffen sind es auch, die die Reptilien auch, neben der Farbe ihrer Augenbinden, am einfachsten voneinander unterscheidbar macht.

Leonardo (blaue Augenbinde) kämpft mit einem oder sogar gleich zwei Katanas, also Samuraischwertern. Sein Stil wird als Kenjutsu beschrieben.

Raphael (rot) machte den Sai in der Popkultur bekannt. Diese Waffe lässt sich als Dreizack in Dolch-Dimension bezeichnen. Raphael benutzt seine Sai auch wie Dolche, traditionell wurden sie aber zur Abwehr gegen Klingenwaffen eingesetzt. Ursprünglich ist der Sai eine Waffe aus Okinawa, und wird unter anderem im Kobudo verwendet.

Die wohl bekannteste Waffen des Kobudo sind wohl die Nunchuks oder Nunchakus, die Michelangelo (orange) führt. Die zwei durch eine Kette verbundenen Holzstangen wurden als Dreschflegel benutzt – also als Getreidedreschflegel. Michelangelo hingegen benutzt sie als Flegeldreschflegel.

Bo heißt der Kampfstab Donatellos, der im Kobudo sowie einigen anderen Kampfkünsten Japans und anderer Länder Ostasiens eingesetzt wird. Mit dem ca. 180 cm langen Stab kann man parieren sowie Stoß- und Hiebattacken einsetzen. Oft sieht man Donatello, wie er aus dem Sprung heraus seinen Stab über dem Kopf schwingt und so zu einem Angriff auf den Kopf des Gegners ausholt.

Dieser Artikel hat längst nicht alle Comics, in denen Kampfkunst eine Rolle spielt, abgedeckt. Erst recht nicht hat er die gesamte Comicwelt berücksichtigt. Neben amerikanischen Action-Comics um Superhelden und -schurken gibt es da noch eine ganze Reihe anderer Arten dieser Kunst- und Erzählform aus den USA, aber auch aus Europa. Und die japanischen Manga sind da wieder ein ganz eigenes, riesiges Kapitel, das wir in Zukunft schreiben wollen.

Über den Autor

In seinem Bücherregal im Herzen des Ruhrgebiets stehen historische Schmöker neben frivolen Comics. Leider sieht Marek Firlej dieses Regal nur zwei Mal im Jahr, weil er den Rest der Zeit um die Welt reist, um herauszufinden, ob es in anderen Ländern ebenfalls Menschen gibt, die Jackie-Chan-Filme lieben wie er. Dabei arbeitet er als Journalist, Content-Kreierer und Lektor.

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