Siefert, Jan: Die Mentalität der Samurai

Zusammenfassung

(Zu) Vereinfachend gesagt: Bushidō ist ein einzigartiger Kodex der Tugenden der japanischen Elite, der den Blick der Samurai auf sich und die Welt um sich herum bestimmte. Sie bildeten als Bildungs-, Verwaltungs- und Kriegerelite eine einzigartige Mentalität aus, die in der langen Friedenszeit nach 1600/1603 einen inhaltlichen Wandel bei Kontinuität der Tugenden erfuhr. Unlösbare Widersprüche bestimmten die Erwartungen an den Samurai als Krieger und Gentleman. Zumindest ist dies das Bild, welches in geschichtskulturellen Erzählungen vorliegt. Dieser Beitrag bietet eine Einführung in die soziale Struktur des feudalen Japan in der TokugawaÄra mit besonderem Blick auf die Samurai als führender Elite des isolierten Kaiserreichs. Die Kodifizierung des Bushidō und die Veränderungen in der Mentalität der Samurai sind nur unter Berücksichtigung der sozio-kulturellen Rahmenbedingungen zu verstehen, die nach der Reichseinigung 1600/1603 geschaffen wurden. Die unterschiedlichen Tugenden, die von Nitobe und Tsunetomo im Bushidō kodifiziert und durch alle Samurai als Teil ihrer Mentalität manifest werden sollten, werden skizziert, um eine Einführung in die (modernen) Vorstellungen vom Selbstverständnis der Samurai in der letzten Epoche der japanischen Feudalzeit zu konturieren. Es geht weniger um die historische Wirklichkeit, sondern um ein zwar quellenbasiertes aber doch romantisiertes Bild der Samurai, welches in der geschichtskulturellen Praxis (speziell des „Westens“) tradiert wird.

Abstract

To put it (too) simply: Bushidō is a unique code of virtues of the Japanese elite, which determined the view of the samurai on themselves and the world around them. As an educational, administrative and warrior elite, they formed a unique mentality, which underwent a change in content with continuity of virtues during the long period of peace after 1600/1603. Irresolvable contradictions determined the expectations of the samurai as warrior and gentleman. At least this is the image present in historical-cultural narratives. This paper provides an introduction to the social structure of feudal Japan in the Tokugawa era, with a particular focus on the samurai as the leading elite of the isolated empire. The codification of Bushidō and the changes in the mentality of the samurai can only be understood by taking into account the socio-cultural framework created after the unification of the empire in 1600/1603. The different virtues, which were codified by Nitobe and Tsunetomo in the Bushidō and were to be manifested by all samurai as part of their mentality, are outlined in order to contour an introduction into the (modern) ideas of the samurai’s self-image in the last epoch of the Japanese feudal period. It is less about the historical reality but about a source-based but romanticized image of the samurai, which is handed down in the historical-cultural practice (especially in the western world).

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